Die kryogene Kälteentgratung kommt insbesondere bei hoch empfindlichen Werkstücken zur Anwendung, denn bei dieser Bearbeitung wird gewährleistet, dass sich die geometrischen sowie die materialimmanenten Eigenschaften nicht verändern. Daher können auch Werkstücke mit speziellen Anforderungen entgratet werden. Bei der kryogenen Bearbeitung werden nur die überflüssigen Grate oder auch die Anspritzpunkte gelöst bzw. eliminiert. Dadurch erhält das Formteil seine gewünschte Einbauform.
Dieses Verfahren wird gerne in der Automotiv-, Elektronik- und in der Medizinbranche eingesetzt. Es eignet sich für die Entgratung von komplexen Bauteilen aus Nichteisenmetallen wie z.B. Zink, Aluminium, Magnesium oder Titan. Ebenso kommt es zur Anwendung bei Werkstücken bestehend aus Gummi/Elastomere oder technischen Kunststoffen, die beispielsweise glasfaser- oder carbonfaserverstärkt sind. Dieser Entgratungsprozess erlaubt es sogar Werkstücke zu entgraten, die aus mehreren Werkstoffen bestehen (z.B. Gummi/Kunststofverbindungen oder Gummi/Metallverbindungen und Silikone).
Die zu entgratenden Werkstücke werden als Schüttgut oder mit einer artikelspezifischen Aufnahmevorrichtung in die Maschine eingebracht. Mit Hilfe von Flüssigstickstoff kann die Temperatur in der Bearbeitungskammer innert weniger Sekunden auf -150 C° gesenkt werden. Je nach Werkstückmaterial ist eine andere Temperatureinstellung erforderlich. Diese Einstellung sowie die weitere Parametrisierung kann als Programm gespeichert und bei jedem weiteren gleichartigen Auftrag abgerufen werden.
Die tiefen Temperaturen haben zur Folge, dass die Grate spröde werden und die Oberflächen verhärten. Gleichzeitig bleibt der Kern des Bauteiles elastisch. Durch die Beschiessung mit dem kälteresistenten Kunststoffgranulat werden die Grate vom Werkstück gelöst, womit eine gratfreie scharfe Kante erzielt wird.
